Ehrenamtliche als Melkkühe
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Ein Kommentar von Martin Siemer
Das Deutsche Rote Kreuz ist im vergangenen Jahr wieder einmal ins Gerede gekommen. Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung des Rettungsdienstes wurden aufgedeckt. Ein Schaden bis zu 500.000 Euro könnte dem Landkreis Oldenburg entstanden sein. Einen Großteil dieser Summe hat der DRK Kreisverband bereits ausgeglichen. Der Schaden, den das Ehrenamt durch die Verfehlungen eines Einzelnen oder einiger weniger nimmt, dürfte jedoch umso größer sein. Zumal sich das DRK als die Ehrenamtsorganisation schlechthin geriert.
Doch wer hinter die Kulissen schaut, der bemerkt, dass vielfach mit der ehrenamtlichen Arbeit unzähliger Rotkreuzler bares Geld verdient wird. Altkleider werden gegen klingende Münze verkauft. Zugegeben, nur solche Altkleider, die absolut nicht mehr zu verwenden sind. Doch die Damen, die diese Altkleider in den Kleiderkammern sortieren und dabei tonnenweise Material bewegen, machen das ehrenamtlich. Genau wie die zahllosen Ehrenamtlichen, die sich um Integration und Inklusion im Mehrgenerationenhaus kümmern. Die in der Möbelkammer mitarbeiten, die sich in Seniorenzentren um die dort lebenden Menschen kümmern und ihnen den Alltag ein wenig erfreulicher gestalten.
Das Rote Kreuz ist jedoch nur ein Beispiel, wie mit Ehrenamtlichen Geld verdient wird. Auch die Freiwilligen Feuerwehren gehören dazu. Die Männer und Frauen, die zu jeder Tages und Nachtzeit bereit stehen, um dem Nächsten zu helfen, bekommen dafür keinerlei Entlohnung. Gleichwohl schreibt die Stadt, schreiben die Kommunen für manchen Einsatz einen Rechnung. Und da wird dann ein Feuerwehrmann schon mal mit mehr als 50 Euro je Stunde berechnet. Wohlgemerkt, ohne das der Ehrenamtliche etwas davon hat. Während Kreistags- und Ratsabgeordnete eine Aufwandsentschädigung und für jede Sitzung ein Sitzungsgeld erhalten, bringen freiwillige Feuerwehrleute oder auch die Ehrenamtlichen im Rettungsdienst in den meisten Fällen sogar noch Geld für ihr Hobby mit.
Oft wird betont, dass unser Staat ohne Ehrenamtliche nicht funktionieren würde. Manchmal kann man allerdings den Eindruck gewinnen, dass nur die Finanzen von Kommunen und Organisationen ohne Ehrenamtliche nicht mehr funktionieren würden.