Kameradschaft geht flöten

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Ein Kommentar von Martin Siemer

Sie stehen in der Beliebtheits- und Vertrauensskala der Bundesbürgerinnen und Bürger an erster Stelle, die Männer und Frauen der Feuerwehren. Seriös, zuverlässig, hilfsbereit. Der Einsatz für den Nächsten steht auf einem Fundament der Kameradschaft. Doch dieses Fundament bröckelt, wie sich gerade erst wieder bei der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Beckeln zeigt. Da wird einem Kameraden während einer Personalabstimmung eine schallende Ohrfeige verpasst. Und nicht einer von denen, die gegen ihn gestimmt oder ihn nicht unterstützt haben, hat den Mumm, das öffentlich zu erklären. Auch ein Gegenkandidat, der es möglicherweise besser machen könnte, wird nicht präsentiert.
Beckeln ist bei weitem kein Einzelfall mehr. In Wardenburg wird ein Einsatzleiter mit einer anonymen Anzeige konfrontiert, weil er ein vermeintlich nicht taugliches Einsatzgerät eingesetzt hat. Die Details in der Anzeige lassen vermuten, dass es ich bei dem Anzeigensteller um einen Insider handelt. In Ahlhorn werden Führungskräfte abgesetzt, weil sie nicht die Meinung anderer teilten. Die Aufzählung ließe sich beliebig erweitern.
Es scheint, als spiegeln die Feuerwehren mittlerweile den Wandel in der Gesellschaft wieder. In Zeiten von Facebook, Instagram und Co. kann man schnell kritisieren, anonym und ohne persönliche Folgen. Und auch eine geheime Personalentscheidung bietet die Gelegenheit, jemanden vielleicht unbequemen abzusägen. Doch bei Feuerwehren, egal ob Freiwillig oder Berufsfeuerwehr, ist die Sache etwas anders gelagert. Bei den oftmals schweren Einsätzen müssen die Frauen und Männer sich auf ihre Kameraden verlassen, manchmal hängt ihr eigenes Leben, ihre Gesundheit davon ab. Wenn jedoch unausgesprochener Unmut und Misstrauen innerhalb der Feuerwehr herrschen, dann ist dieses Vertrauen schwer erschüttert.
Eine ehrenamtliche Rettungseinheit zu führen ist nicht einfach. Für den Einsatzfall gibt es klare Handlungsanweisungen. Doch ebenso wichtig ist die Menschenführung, das Mitnehmen aller Feuerwehrfrauen und Männer. Diese Führungsqualitäten werden nicht an den Feuerwehrschulen gelehrt. Fehler können deshalb im Tagesgeschäft passieren, gelegentlich tritt man dem einen oder anderen auf den Fuß. Deshalb jedoch anonym Kritik zu üben und aus der zweiten Reihe zu schießen ist ein Unding. Wem etwas nicht passt, sollte das im direkten Gespräch zur Sprache bringen. Wer das nicht will, der sollte sich überlegen, ob ein Rückzug für ihn dann nicht der bessere Weg ist.
Denunziationen und Intrigen sollten in einer Feuerwehr keinen Platz haben.

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