Abbruch in die Zukunft

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Eine Meinung von Martin Siemer

Wildeshausen. Jetzt passiert es also. Der Abriss des Mittelteils am alten Feuerwehrhaus in der Huntestraße. Schon sehenswert, wie schon Tage zuvor der Bereich vor dem Feuerwehrhaus mit einem großen Bauzaun abgesperrt wurde. Und wie vorsichtig, ja geradezu filigran, der Baggerfahrer den Abbruch vornimmt. Sanft zieht er mit der großen Schaufel seines Arbeitsgerätes das Balkongeländer aus seiner Halterung, um es dann in einen bereitgestellten Container zu verfrachten. Der stehengebliebene Pfosten des Geländers erhält einen sanften Schubs und verabschiedet sich ebenfalls in Nirvana.

Dieser Abbruch scheint so ganz anders zu sein, als der des alten Iverssen Hauses in der Bahnhofstraße. Dort kein Bauzaun, keine Container. Stattdessen einmal mit dem Bagger durchs Wohnzimmer gefahren und schon lag das Haus zu Erden. Man mag die Vorgehensweise und die Kommunikation der Verwaltung in Sachen Iverssen Haus zu recht kritisieren. Der Eigentümer der Immobilie muss sich jedoch den Vorwurf gefallen lassen, gehandelt zu haben, obwohl er wusste, dass dem Abriss zumindest vorläufig nicht zugestimmt wird. Und das Argument, die beauftragte Anwaltskanzlei habe den entsprechenden Bescheid nicht rechtzeitig weitergeleitet, ist nur offenkundig eine Ausrede. Ist der Anwalt der rechtmäßige Vertreter des Investors, dann sollte der Bescheid dann als zugestellt gelten, wenn er in der Anwaltskanzlei vorliegt.

Doch zurück zum alten Feuerwehrhaus und dem daraus entstehenden Urgeschichtlichen Zentrum Wildeshausen (UZW). Ich will hier gar nicht eine neue Diskussion über das Für und Wider eines solchen Museums an diesem Standort beginnen. Dazu ist die Entwicklung bereits zu weit fortgeschritten. Bedenklich finde ich nur die Tatsache, das mittlerweile offenbar nicht einmal der Bürgermeister mehr an den Erfolg des UZW glaubt. Mehrfach wurde mir von verschiedenen Bürgerinnen und Bürgern bestätigt, dass der Bürgermeister sich im Privaten wie in der Öffentlichkeit dahingehend geäußert hat, dass das UZW nach zwei oder drei Jahren wieder geschlossen wird, falls es sich nicht rechnen sollte.

Wenn das die Geisteshaltung im Stadthaus ist, dass wundert mich die stark angespannte Haushaltslage der Stadt nicht mehr. Und wenn dies die Denke des Bürgermeisters ist, dann verstehe ich nicht, weshalb dann überhaupt mit dem Bau des UZW begonnen wird. Denn immerhin wird bereits jetzt ein jährlicher Zuschussbedarf zwischen 75.000 Euro und 95.000 Euro gerechnet. Zwar beteiligt sich das Landkreis Oldenburg mit bis zu 100.000 Euro an den laufenden Kosten. Aber auch dieses Geld ist Steuergeld, welches auch von den Bürgerinnen und Bürgern Wildeshausen erarbeitet wird.

Und noch eine Anmerkung in eigener Sache: Bürgermeister Jens Kuraschinski gefallen meine Meinungen nicht. Das ist sein gutes Recht und ich kann damit leben. In 20 Jahren Lokaljournalismus habe ich immer wieder Kritik einstecken müssen. Dass der Bürgermeister allerdings versucht, mich beruflich zu diskreditieren bzw. mir geschäftlich zu schaden, dass geht mir schon gegen den Strich. Und da es bislang keinerlei Vorwürfe aus dem Stadthaus gab, meine Meinungen seien sachlich falsch, werde ich diese auch weiterhin veröffentlichen. Wildeshausen bietet ja ein breites Feld dafür.

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